Český Krumlov - Stadtgeschichte seit 1622

Český Krumlov - Johann Christian zu Eggenberg, Foto: Archiv Vydavatelství MCU s.r.o.Matthias wurde von Kaiser Ferdinand II. abgelöst, der Krumlov 1622 den Eggenbergern als Dank für deren finanzielle Unterstützung im Kampf gegen die böhmischen Stände widmete. Obgleich die Eggenberger keine historische Beziehung zu Krumlov hatten, gelang es ihnen, in den nahezu einhundert Jahren ihrer Herrschaft die Burg im Zuge zahlreicher barocker Umbauten in eine prächtige Adelsresidenz zu verwandeln. Dank ihrer Vorliebe für Kunst, insbesondere für Musik, erhoben sie Krumlov zu einem anerkannten Zentrum des gesellschaftlichen und künstlerischen Lebens. Bedeutend waren dabei vor allem die Gründung des barocken Schlosstheaters und die Erweiterung der Schlossbibliothek.

Český Krumlov - Josef Adam zu Schwarzenberg, Foto: Archiv Vydavatelství MCU s.r.o.Die Eggenberger starben im Jahr 1719 aus, das Krummauer Erbe fiel an die Fürsten von Schwarzenberg. Diese besaßen bereits Třeboň (Wittingau) und Hluboká (Frauenberg) und wurden so zum reichsten Adelsgeschlecht des Landes. Das Krummauer Schloss erfuhr insbesondere in den ersten einhundert Jahren ihrer Herrschaft bauliche Veränderungen. Während jener Zeit erhielt das barocke Theater seine heutige Gestalt. Außerdem entstanden die berühmte Ausmalung des Maskensaals durch Lederer, die Winterreitschule sowie der Umbau der Brücke Na Plášti (Am Mantel) und des Lustschlosses Bellarie im Schlossgarten. Im 19. Jahrhundert kam es lediglich noch zu Umgestaltungen einiger Innenräume. Der letzte Eigentümer des Schlosses, Dr. Adolf Schwarzenberg, ging 1939 ins Exil. Sein Vermögen wurde von den Nazis beschlagnahmt. 1947 wurde das Schloss durch ein Sondergesetz („Lex Schwarzenberg“ – Gesetz Nr. 143/1947 Slg.) zusammen mit weiterem umfänglichem Vermögen derer zu Schwarzenberg in das Eigentum des Landes Böhmen überführt und später verstaatlicht.

Dr. jur. Adolf Schwarzenberg widmete dem zweiten tschecho slowakis chen Präsidenten Edvard Beneš im Jahr 1937 (7.5.) während dessen Besuchs auf dem Krum mauer Schloss 1 Million Kronen zum Bau einer Grenzbefestigung und brachte damit in jenen bewegten Zeiten des nahenden II. Weltkrieges deutlich seine anti nazistische Gesin nung zum Ausdruck.

Der historische Teil der Stadt blieb von der industriellen Entwicklung des 19. Jahrhunderts im Grunde unberührt. Merklich verletzt wurde sein mittelalterlicher Charakter jedoch durch den Abriss der meisten Stadtmauern, Wehrbastionen und Stadttore. Davon blieb lediglich ein einziges, das sog. Budweiser Tor, erhalten.

Bis zum Beginn des nationalsozialistischen Aufschwungs Ende der 30-er Jahre des 20. Jahrhunderts hatten die tschechische und deutsche Bevölkerung in Český Krumlov miteinander in Frieden gelebt. Nach dem sog. Münchner Abkommen gehörte die Stadt zu den von den Deutschen besetzten Gebieten und wurde in Krummau an der Moldau umbenannt. Am 7. Mai 1945 wurde Krumlov von Truppen der amerikanischen Armee befreit. Allmählich kehrte die zwangsausgesiedelte tschechische Bevölkerung wieder zurück. In den Jahren 1945–1946 wurde die deutsche Bevölkerung vertrieben. Diese Tatsache veränderte nachhaltig die Bevölkerungsstruktur der Stadt und brachte auch viel Unrecht und eine Reihe persönlicher Tragödien mit sich.

In den Nachkriegsjahren erlebte Český Krumlov eine relativ starke bauliche Entwicklung. Der historische Kern lag jedoch abseits aller Interessen, was einerseits die Errettung seines mittel alterlichen Gepräges bedeutete, andererseits jedoch wurde dessen bauliche Substanz einem erheblichen Verfall preisgegeben. Die Veränderungen nach 1989 und die neuen privat unter nehmerischen Möglichkeiten erlaubten es den Einwohnern von Český Krumlov, ihre Stadt in den sechzehnten schönsten, historischen Ort der Welt zu verwandeln – zu solcher wurde sie in 2008 von der Zeitschrift National Geographic ernannt.

Český Krumlov - Stadtgeschichte seit 1622